Glyphosat macht Menschen in Argentinien krank

Glyphosat macht Menschen in Argentinien krank

Die aktuelle Veröffentlichung der Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Nahrung der Vereinten Nationen, Hilal Elver, weist auf die Folgen der in Argentinien vorangetriebenen gentechnisch veränderten Monokulturen hin, die sich negativ auf die Gesundheit, Umwelt und Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln auswirken. Argentinien stützt sich zu sehr auf die gentechnisch manipulierten Agrarexporte, die nur einer Minderheit tatsächlich Profite einbringen. 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden für den Anbau von Soja genutzt, das wiederum für den Export gedacht ist. Durch den Soja-Boom der vergangenen Jahre und den Aufstieg Argentiniens zu einem der größten Agrarexporteure der Welt konzentrierte sich das Land zu einseitig auf den Sojaanbau und kann mittlerweile kaum mehr gesunde Nahrungsmittel für alle gewährleisten. Deshalb stieg die Zahl der Argentinier, die an Ernährungsunsicherheit leiden auf knapp vier Millionen. Den Titel des Sojaexportweltmeisters konnte das Land jedoch nur durch riesige Monokulturen, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und den massiven Einsatz des Pestizids Glyphosat halten. Darunter leiden hauptsächlich die kleinen Dörfer, die von den insgesamt 19 Millionen Hektar großen Sojafeldern umgeben sind. ¹⁾ amerika21: UN-Expertin kritisiert Modell der industriellen Landwirtschaft in Argentinien – Artikel vom: 05.03.2019 ²⁾ Welt: Die Glyphosat-Rebellion in Argentinien – Artikel vom 28.11.2017 ³⁾ Deutschlandfunk: Krank durch Glyphosat? – Artikel vom: 21.07.2018

In fast allen Regionen Argentiniens verteilen Sprühflugzeuge das Pestizid über die Felder. Die in Argentinien verteilte Menge an Glyphosat überstiege in Deutschland alle geltenden Grenzwerte. Bei den meisten genmodifizierten Pflanzen wird mit vom US-Hersteller  Monsanto – der vom Chemiekonzern Bayer übernommen wurde – produzierten Pestiziden, die von vielen Wissenschaftlern als gesundheitsschädlich eingeschätzt werden, gearbeitet. Südamerika ist für Monsanto nach den USA der zweitwichtigste Markt für gentechnisch verändertes Saatgut und Glyphosat. Mehr als 200 Millionen Liter werden jährlich in Argentinien versprüht und schätzungsweise 12 Millionen Menschen kommen mit dem Mittel in Kontakt. ⁴⁾ NDR.de: Argentinien: Krank durch Glyphosat – Artikel vom: 25.07.2018 ⁵⁾ Neue Züricher Zeitung: In Argentinien spaltet Glyphosat die Gemüter – Artikel vom 05.04.2018 ⁶⁾ Welt: Die Glyphosat-Rebellion in Argentinien – Artikel vom 28.11.2017

Die Auswirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit sind noch immer nicht komplett nachgewiesen, aber es zeichnen sich bereits klare Zusammenhänge verschiedener Beschwerden ab. In den Dörfern nahe der Sojafelder ist die häufigste Todesursache Krebs – nicht, wie im Landesdurchschnitt eine Herzkreislauferkrankung. Die Krebsrate hat sich in diesen Regionen verdoppelt. Auffällig sind darüber hinaus Atemwegserkrankungen, Fehlgeburten und auch ALS. Ein Team rund um den Professor Damián Verzeñassi hat derartige Auffälligkeiten untersucht und in Dörfern, die von genmodifziertem Saatgut und dementsprechend Glyphosateinsatz umringt sind, einheitliche und vom Rest des Landes unterscheidbare Krankheitsbilder feststellen können. Durch eine weitere in Argentinien durchgeführte wissenschaftliche Studie wurden Glyphosat und andere Chemikalien im Regenwasser nachgewiesen. Das bedeutet, dass die Giftpartikel durch den Wind auch in Regionen transportiert werden können, in denen kein Glyphosat verwendet wird. ⁷⁾ Deutschlandfunk: Krank durch Glyphosat? – Artikel vom: 21.07.2018 ⁸⁾ Epoch Times: Giftregen in Argentinien: Neue Langzeitstudie belegt Glyphosat in Regenwasser – Artikel vom: 27.08.2018 ⁹⁾ Neue Züricher Zeitung: In Argentinien spaltet Glyphosat die Gemüter – Artikel vom 05.04.2018

Der Bürgermeister Lucas Lesgart versucht bereits seit Jahren auf die Auswirkungen des Pestizids auf die Einwohner seiner Gemeinde Chabás in der Provinz Santa Fe aufmerksam zu machen. Das sechs Hektar große Dorf ist von 36.000 Hektar großen Feldern mit genmodifiziertem Soja umgeben.  Schon vor einiger Zeit stellte Lesgart eine steigende Zahl der am eigentlich seltenen Mundbodenkrebs erkrankten Bewohner fest und behauptete, dass die Krankheiten des Orts auf das Glyphosat zurückgeführt werden können. Er erzählt auch von einer weiteren auffälligen Beobachtung: „In Chabás haben wir Fälle von Amyotropher Lateralsklerose, also ALS, eine Krankheit, die zum Beispiel in Spanien eine Person von 50.000 trifft. Und in Chabás mit weniger als 8.000 Einwohnern haben wir vier Fälle.“ Weltweit kommen im Durchschnitt drei Fälle der degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems auf 100.000 Leute. ¹⁰⁾ Deutschlandfunk: Krank durch Glyphosat? – Artikel vom: 21.07.2018 ¹¹⁾ Neue Züricher Zeitung: In Argentinien spaltet Glyphosat die Gemüter – Artikel vom 05.04.2018

Eindeutige Nachweise eines direkten Einflusses des Glyphosats auf die menschliche Gesundheit sind bisher noch umstritten. Doch viele Wissenschaftler haben bereits einen klaren Zusammenhang attestiert und sehen das Pestizid für bestimmte Krankheitsbilder verantwortlich. Auch die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. ¹²⁾ Welt: Die Glyphosat-Rebellion in Argentinien – Artikel vom 28.11.2017

Argentinien war 2017 mit 53 Millionen Tonnen drittgrößter Sojaproduzent der Welt – und dementsprechend auch einer der größten Abnehmer des umstrittenen Pflanzenschutzmittels. Durch den Export der Bohne werden in Ländern wie beispielsweise Deutschland Tiere gefüttert oder Biodiesel und Lebensmittel hergestellt. Doch die sich ausbreitenden Monokulturen zerstören in Argentinien Wälder und vertreiben dort ansässige indigene Gemeinschaften, die in städtische Elendsviertel migrieren müssen. Zusätzlich kontaminiert das eingesetzte Pestizid Glyphosat die Gewässer und bedroht die Gesundheit vieler kleinerer Dörfer, die letztendlich kaum mehr eine Chance haben den Sojafeldern zu entgehen. ¹³⁾ amerika21: UN-Expertin kritisiert Modell der industriellen Landwirtschaft in Argentinien – Artikel vom: 05.03.2019 ¹⁴⁾ Welt: Die Glyphosat-Rebellion in Argentinien – Artikel vom 28.11.2017