Für unser Kupfer: Polizei und Bergbauunternehmen Perus arbeiten zusammen gegen die indigenen Gemeinschaften
Eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt, dass sich die Bergbauunternehmen in Peru auf den Schutz der Polizei verlassen können. Polizistinnen und Polizisten sollen laut eines geschlossenen Abkommens außerhalb ihres regulären Dienstes für private Unternehmen – darunter auch Rohstoffunternehmen – arbeiten dürfen. Die zwischen Polizei und Bergbauunternehmen geschlossenen Verträge stehen jedoch in der Kritik: Sie werden oftmals benutzt, um Proteste der Bevölkerung in den Bergbauregionen zu beenden. Menschenrechtsorganisationen weisen auf die polizeiliche Gewalt im Kontext von Bergbauprojekten hin. 1) amerika21, Peru: Kritik an Abkommen zwischen Bergbauunternehmen und Polizei – Artikel vom 22.03.2019 2) epo, Kritik an Abkommen zwischen Bergbauunternehmen und Polizei – Artikel vom 22.03.2019
Der sogenannte moderne Bergbau bildet in Peru eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Dieser offene Tagebau benötigt jedoch gewaltige Flächen: Von den 35 Millionen Hektar Fläche, die landwirtschaftlich nutzbar sind, werden mittlerweile 23 Millionen Hektar vom Bergbau beansprucht. Davon sind sowohl bestehende landwirtschaftliche Nutzflächen als auch landwirtschaftlich zu nutzendes Erweiterungsland gefährdet. Zudem sind im Bergbau große Mengen an Wasser nötig, das eigentlich für die Viehzucht, Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung benötigt wird. 3) cajamarca, Bergbau, Umwelt und Gemeinden in Peru – Stand: 26.03.2019
Auch die zu laschen Umweltbestimmungen führen dazu, dass Grenzwerte für Schadstoffe in Luft, Wasser und Böden zu gering sind und dementsprechende Auswirkungen auf die Flora und Fauna haben. Bürgerinnen und Bürger protestieren gegen die bevorstehenden ökologischen Katastrophen, während die Fische in den Flüssen und Bächen aufgrund der giftigen Stoffe aus dem Bergbau schon lange tot sind. Immer wieder kommt es bei derartigen Demonstrationen, die vor allem von den betroffenen indigenen Gemeinschaften geführt werden, zu Zusammenstößen mit der Polizei und sogar zu Toten. 4) Deutschlandfunk, Hunger nach Rohstoffen zerstört ein Land – Artikel vom 04.01.2014 5) taz, Bergbau unter Ausnahmezustand – Artikel vom 21.09.2018
Menschenrechtsverletzungen stehen in Peru auf der Tagesordnung. Die Nationalpolizei bedroht die indigenen und ländlichen Gemeinschaften, die in Regionen mit direktem und indirektem Einfluss der Bergbauprojekte leben. Und obwohl den zwangsumgesiedelten Menschen Häuser an neuen Orten versprochen wurden, sind diese in Wahrheit entweder nicht vorhanden oder nicht bewohnbar, da sie zu nah an der Mine sind. Die Luft wird dort bald zu verschmutzt und das Wasser zu vergiftet sein, um ein sorgloses Leben führen zu können. Auch die Lärmbelästigung für die lokale Bevölkerung an einer Trasse ist unzumutbar. 6) Deutschlandfunk, Hunger nach Rohstoffen zerstört ein Land – Artikel vom 04.01.2014
Um noch mehr Gebiete für den Bergbau zu erschließen, werden in Peru ganze Dörfer ohne deren Einverständnis vertrieben. Ohne Abfindung, Eigenheime oder Jobgarantie müssen sie Gold- und Kupferminen weichen. Teilweise wurden Bauern, die nicht lesen konnten, von den Firmen unter falschen Versprechungen umgesiedelt und wegen mangelnder Arbeitsplätze in den Städten in Unglück und Armut gestürzt. Diejenigen Bewohner der Bergdörfer, die noch immer nicht freiwillig ihre Heimat verlassen und weiterhin gegen das Unrecht demonstrieren, werden von firmeneigenen Schlägertrupps und der Polizei bedroht. 7) Deutschlandfunk, Hunger nach Rohstoffen zerstört ein Land – Artikel vom 04.01.2014
Teilweise bleibt den Anwohnern nichts anderes übrig, als umzusiedeln. Denn zusätzlich zu den gewaltsamen Aktionen der Unternehmen sind sie schlimmen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Familien sind gezwungen, das durch den Bergbau verseuchte Wasser aus den Flüssen zu trinken. Die Kinder der Dörfer sind deshalb bei Größe und Gewicht ganz klar unter den Normalwerten. Zudem wurden in unabhängigen Messungen der Universität Missouri um das tausendfach erhöhte Bleiwerte im Blut der Kleinkinder nachgewiesen. Auch das Krebsrisiko steigt durch die in den Minen erzeugten Gifte. 8) Deutschlandfunk, Hunger nach Rohstoffen zerstört ein Land – Artikel vom 04.01.2014
Bei diesen Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen bleibt Deutschland nicht ganz unschuldig. So müsste beispielsweise die deutsche Automobilindustrie die Einhaltung bestimmter Rechte bei ihren Zulieferern genauer kontrollieren und die Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Peru hätte nur unter der Voraussetzung, dass die Lebensbedingungen der indigenen und lokalen Gemeinschaften verbessert werden, geschlossen werden sollen. Doch letztendlich profitiert Deutschland zu sehr von den Kupferexporten, um bisher etwas gegen Menschenrechtsverletzungen zu unternehmen. Deutschland zählt nämlich neben China, Japan und Südkorea zu den größten Importeuren von Kupfer. Die billige Rohstoffsicherung für Deutschland stürzt die peruanische Bevölkerung in Leid und nicht – wie ursprünglich gedacht – Reichtum. 9) Deutschlandfunk, Hunger nach Rohstoffen zerstört ein Land – Artikel vom 04.01.2014 10) taz, Bergbau unter Ausnahmezustand – Artikel vom 21.09.2018
Wer nicht schon zwangsweise umgesiedelt wurde, der flieht mit der Zeit freiwillig ohne neue Jobaussichten aus der Nähe der Minen in die Elendsviertel der Städte. Doch noch immer haben viele Teile der Bevölkerung den Kampf nicht aufgegeben und demonstrieren in allen Teilen Perus. Die mit dem Einverständnis der Regierung geschlossenen Verträge zwischen Bergbauunternehmen und Polizei erlauben es, derartige soziale Mobilisierungen gewaltsam niederzuschlagen. Solange das Land derart gegen demokratische Grundwerte verstößt, sollte Deutschland keine Abkommen mit Peru schließen und Unternehmen sollten auch von ihren Zulieferern die Einhaltung der Menschenrechte und gewisser Umweltstandards einfordern.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare