Socfin treibt Menschen in Entwicklungsländern für Palmölplantagen in die Flucht
Der multinationale Konzern Socfin steht erneut in den Schlagzeilen: Ende Januar 2019 kam es auf seinen Plantagen in Sierra Leone zu gewaltsamen Auseinandersetzung mit zwei Toten. Nun veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation FIAN einen Bericht, der Socfin stark kritisiert. 1) epo, Sierra Leone. Landnahme durch Palmöl-Firma SOCFIN beenden – Artikel vom: 22.02.2019
Das internationale Unternehmen hat seinen Sitz in Luxemburg und gilt als Plantagenbetreiber in Entwicklungsländern. Von weiteren europäischen Niederlassungen aus handelt die Socfin-Gesellschaft Sogescol mit Kautschuk und Palmöl, das sie aus ihren unzähligen Plantagen in Afrika und Asien gewinnt. Mit den Ausschreitungen in Sierra Leone werden nicht das erste Mal Vorwürfe an Socfin laut – immer wieder gerät der Konzern in die Kritik von Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen. Bisher wies er alle Beschuldigungen zurück. 2) SRF, «Bauern in Liberia vertrieben». Rohstoffkonzern Socfin in der Kritik – nicht mehr verfügbar
Am schwersten wiegt der Vorwurf des sogenannten Landgrabbings. Investoren aus Industrienationen und staatliche Akteure sichern sich durch Investitionen und mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in Entwicklungsländern. Dort werden für den Export Nahrungsmittel oder Energiepflanzen angebaut. Oftmals führen derartige Landeinnahmen durch industrielle Großkonzerne zur gewaltsamen Vertreibung von ansässigen Kleinbauern und Indigenen. 3) land-grabbing, Land Grabbing, was ist das? – Stand 26.02.2019
Eben dieses Landgrabbing betreibt Socfin auch in Sierra Leone. Schon mehr als 18.000 Hektar Land hat das Unternehmen dort seit 2011 für Palmölplantagen in Besitz genommen. Seitdem findet ein Landkonflikt zwischen Socfin, lokalen Behörden und betroffenen Gemeinden statt. Vergangenen Monat hatte sich diese Auseinandersetzung zugespitzt und zwei Menschen wurden auf den Plantagen von der Polizei erschossen. Das Militär führte Razzien durch, misshandelte Anwohner, nahm willkürlich Landrechtsaktivisten fest und zerstörte Häuser. Mehrere hunderte Menschen mussten fliehen. Der Bericht von FIAN zeigt, dass Socfin mit Hilfe der korrupten Eliten des Landes die lokale Bevölkerung an der Wahrnehmung ihrer Rechte hindert. Zusätzlich hält der Konzern seine Versprechen zur sozialen Unternehmensverantwortung nicht: Es wurde angekündigt, rund 16,5 Millionen US Dollar in Schulen, Gebäude, Straßen und vieles mehr zu investieren, doch zwischen 2011 und 2017 wurden in Wahrheit lediglich 2,5 Millionen Dollar bezahlt. 4) epo, Sierra Leone. Landnahme durch Palmöl-Firma SOCFIN beenden – Artikel vom: 22.02.2019 5) Africa live, Sierra Leone: Landnahme durch Palmöl-Firma SOCFIN beenden – nicht mehr verfügbar 6) FIAN, Case Report 2019. Land Grabbing for Palm Oil in Sierra Leone – Bericht vom: 21.02.2019
Die Vorwürfe an Socfin im Palmölplantagenbau Sierra Leones lassen sich als schwere Menschenrechtsverletzungen zusammenfassen. Unter dem Einfluss des Konzerns werden der Bevölkerung ihre Rechte auf Land, Nahrung, Wasser und angemessene Arbeitsbedingungen verweigert. Die Korruption der lokalen Behörden ermöglicht Socfin ebenfalls Kleinbauern für die Landeinnahme nicht rechtmäßig zu bezahlen. 7) GRAIN, Stop land grabbing by SOCFIN in Sierra Leone! Stop the criminalisation of land rights defenders! – Artikel vom: 22.02.2019
Die Vertreibung von Menschen in Sierra Leone war nicht das einzige Vorkommnis, für das Sogescol und seine Tochterfirmen öffentlich kritisiert wurden. Brot für alle machte auch auf Menschenrechtsverletzungen des luxemburgischen Plantagenkonzerns Socfin und seiner Schweizer Zweigstelle in Liberia aufmerksam. Dort werden Einwohner für die Ausbreitung von Kautschuk-Plantagen vertrieben. 8) Brot für alle, Kautschuk-Konzern vertreibt Bauern in Liberia – nicht mehr verfügbar
Doch wofür werden die Menschen in Entwicklungsländer getötet oder in die Flucht geschlagen? Nur Wenigen ist tatsächlich bewusst, dass inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt Palmöl steckt. Das Erzeugnis aus Ölpalmen findet sich in Frittierfett, Schokolade, Kosmetikprodukten, Tiefkühlpizzen und noch vielem mehr. 66 Millionen Tonnen Palmöl werden pro Jahr produziert, wobei sich der weltweite Verbrauch binnen zehn Jahren verdoppelte. Mittlerweile nehmen die Plantagen mehr als 27 Millionen Hektar Land ein – eine Fläche so groß wie Neuseeland. In diesen Gebieten mussten Regenwälder, Tiere und Menschen dem Pflanzenöl weichen. 9) Rettet den Regenwald e.V., EU-Plantagen raus aus Kamerun – Stand: 26.02.2019 10) Africa live, Sierra Leone: Landnahme durch Palmöl-Firma SOCFIN beenden – nicht mehr verfügbar
Zu den 116.000 Hektar Afrikas, die mit Ölpalmen bepflanzt sind, kommen über 55.000 Hektar Kautschukplantagen hinzu. Das daraus gewonnene Naturgummi befindet sich zum Beispiel in Matratzen, Reifen und Outdoor-Bekleidung. Auch hierbei werden erneut Menschen für unsere Konsumgüter in die Flucht getrieben. 11) Rettet den Regenwald e.V., EU-Plantagen raus aus Kamerun – Stand: 26.02.2019 12) Brot für alle, Kautschuk-Konzern vertreibt Bauern in Liberia – nicht mehr verfügbar
Die Forderungen von Kleinbauern, Indigenen und Menschenrechtlern der Entwicklungsländer sind dementsprechend klar: Socfin müsse die zugesagten Entschädigungen an die Anwohner zahlen und Landrechte respektieren, denn die Menschen sind von ihrem Land abhängig. Die Vertreibung der Bevölkerung Afrikas aufgrund unseres Konsums muss ein Ende finden. 13) Rettet den Regenwald e.V., EU-Plantagen raus aus Kamerun – Stand: 26.02.2019
Fußnoten und Quellen:
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