Zentralafrikanische Republik: Diamanten treiben die Rebellion an
Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung auf der Welt und ist stark geprägt von politischer Korruption, Umbrüchen und Bürgerkriegen. 2013 flammten in der Hauptstadt Bangui wieder Kämpfe auf, zwischen den muslimisch geprägten Seleka und den christlichen Anti-Balaka. Bei den Auseinandersetzungen kamen 21 Blauhelme zu Tode, ebenso wie viele internationale Hilfswerkvertreter. Seither herrscht wieder Bürgerkrieg im Land. 1)Auswärtiges Amt: Zentralafrikanische Republik; Oktober 2018 2)DW: Zentralafrikanische Republik: Die Macht der Waffen; 24.04.2018
Ende letzten Jahres sind rund 538.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen und etwa 601.000 sind Binnenvertriebene im eigenen Land. Ein Fünftel der Bevölkerung wurde während der Kämpfe vertrieben und viele von ihnen haben Zuflucht in der Hauptstadt gesucht, da eine Rückkehr zu ihrem Haus unvorstellbar ist. 3)Amnesty International: Zentralafrikanische Republik 2017/18; Dezember 2017
Die Regierung ist in diesem Falle machtlos, da sie nicht über genügend Kapazitäten verfügt, ihr Militär auszubauen. Es ist unvorstellbar, dass ein Land mit Bodenschätzen wie Kaffee, Tropenholz, Gold und Diamanten nicht in der Lage ist, die Situation zu verbessern, während die Rebellen immer weiter ihre Waffen aufstocken. 4)DW: Zentralafrikanische Republik: Die Macht der Waffen; 24.04.2018 5)Neue Zürcher Zeitung: Das Land mit der niedrigsten Lebenserwartung der Welt: Die Republik Zentralafrika ist ein einziger Abgrund; 09.02.2018 6)DW: Reich an Diamanten, aber trotzdem arm; 15.09.2017 7)Tagesschau: Reich an Diamanten, aber trotzdem arm; Artikel nicht mehr verfügbar 8)Neue Zürcher Zeitung: Die Gier nach Diamanten zerreisst Zentralafrika; 30.08.2017
Die Religion wird hier verwendet, um Gewalt zu rechtfertigen. Ein Bischof von Bangassou beklagt: “Die Religion wird als Vorwand benutzt, um davon abzulenken, dass sie eigentlich auf der Suche nach den Mineralien sind.” Die wenigsten wissen, dass diese Rebellionen und Kriege mithilfe von Diamanten finanziert werden. Die Rebellen entführen Frauen, Kinder und Männer, damit sie genügend Arbeitskräfte haben, Diamanten aus den Minen und Flüssen zu fördern. Letztes Jahr hatten die Rebellen angeblich bereits 70 Prozent des Landes unter ihrer Kontrolle, auch den Diamantengürtel bei Bria sowie einen Großteil der östlichen Gebiete. Die Priorität liegt darin, gerade diese Gebiete unter Kontrolle zu bringen, da ohne sie der Krieg nicht finanzierbar wäre. Mit den Edelsteinen kaufen die Gruppen aus China und Europa beispielsweise Granaten und Schusswaffen. Traurigerweise finanziert der Export von Diamanten beide Seiten des Konflikts. 9)Vatican News: Zentralafrika: „Ein vergessener Krieg“; 10.04.2018 10)DW: Neue Kämpfe in der Zentralafrikanischen Republik; 23.08.2017 11)Neue Zürcher Zeitung: Die Gier nach Diamanten zerreisst Zentralafrika; 30.08.2017
Dabei arbeiten Menschen aus der Bevölkerung in Minen und Flüssen. Manche tun dies freiwillig, aber ein Großteil wird dazu gezwungen. 2010 stellte die NGO International Crisis Group fest, dass zwischen 80.000 und 100.000 Menschen in den Minen arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Die Situation dort ist katastrophal. Die ständige Überwachung mit Gewehren lässt einen Fehler nicht zu und Ungehorsam wird hart bestraft. Kindersoldaten spielen dabei meist die Rolle des Wachpostens. Mord und Gewalt gehören zur Tagesordnung. Kinder im Alter zwischen sieben und 12 Jahren werden rekrutiert, besser sollte man sagen entführt, und mit Drogen und Alkohol vollgepumpt, um ihr aggressives Verhalten zu fördern und zu belohnen. Die Arbeit verursacht langfristig körperliche Schäden und auf verschollene Arbeiter wird nicht geachtet. Seelische Schäden sowie zerbrochene Familien sind das, was den mittlerweile erwachsenen Kindern geblieben ist. Die Rebellen gelangen so einerseits an Diamanten, aber auch durch den Ankauf bei Zwischenhändlern. Dabei werden die Edelsteine durch Gebiete wie Kamerun, Sudan, Tschad und die Demokratische Republik Kongo geschmuggelt. Wunderschöne Edelsteine haben diese Gewalt bis jetzt aufrechterhalten. 12)Madiba: Blutdiamanten – Lange Geschichte der Diamanten in Afrika; 21.01.2017 13)Frankfurter Allgemeine: Blutgold als Kriegstreiber; 13.03.2015 14)Voice of America: In Central African Republic, Diamonds Fuel A Cycle of Violence and Poverty; Stand 18.10.2018 15)Amnesty International: Chains of Abuse; 2015
Die Diamanten bekommen ihren Wert erst im globalen Handel. Zu den ersten Anlaufstellen gehören Belgien und die UAE, wo sie teils weiterverarbeitet und dann weitergeleitet werden. Diese Blutdiamanten gelangen durch mehrere Stationen nach Europa, China, Dubai, Indien und die USA. Die Edelsteine erreichen zuletzt das Juweliergeschäft, wo sie für sehr viel Geld verkauft werden. Letztes Jahr wurde der sogenannte „Pink Star“ für einen Preis von 71,2 Millionen US-Dollar versteigert, der bisher größte pinke Diamant auf der Welt. Obwohl jeder von seiner Einzigkeit begeistert ist, hört man nichts von seinem Ursprung. Wenn die Nachfrage nach Diamanten weiterhin so steigen sollte, müssen wir uns gar nicht erst fragen, wieso die Kriege in Staaten wie der Zentralafrikanischen Republik kein Ende finden. 16)Amnesty International: Chains of Abuse; 2015 17)Spiegel online: Diamanten-Auktion – Rosaroter Klunker für Rekordpreis versteigert; 4.04.2017
Fußnoten und Quellen:
Mathilde Bender
Veröffentlicht um 10:57h, 27 NovemberIn dem Beitrag steht, dass der „Pink Star“ letztes Jahr gefunden wurde – als Quelle für diese Info wird ein Amnesty Bericht von 2015 genannt – das passt nicht zusammen. Richtig ist, dass letztes Jahr ein „Pink Star“ versteigert wurde, dieser wurde aber bereits vor 18 Jahren gefunden.
christian / earthlink
Veröffentlicht um 15:49h, 28 NovemberHallo Mathilde,
danke für den Hinweis. Die Information wurde korrigiert.
Viele Grüße,
Dein earthlink-Team