Syrien: Kurdisch-arabische Miliz erobert IS-Hochburg Rakka
Lange Zeit galt Rakka als inoffizielle Hauptstadt der Terromiliz „Islamischer Staat“. Nach monatelangen Kämpfen haben kurdische und arabische Kämpfer die Dschihadisten jetzt aus der syrischen Stadt vertrieben.
Die Militäroperation der Syrian Democratic Forces (SDF) in Rakka sei nun beendet, sagte ihr Sprecher Talal Silo am Dienstag. 1) T-Online: Kurden erobern Rakka. Der IS hat seine „Hauptstadt“ verloren; 17.10.2017 Unterstützt von einer US-geführten Allianz wurde monatelang ein erbitterter Kampf um die IS-Hochburg geführt. Zuletzt kämpften nur noch einige Dutzend ausländische Dschihadisten im Zentrum der Stadt. Viele hunderte syrische IS-Kämpfer hatten sich bereits in den Tagen zuvor ergeben.
Nachdem die SDF das nationale Krankenhaus sowie den bedeutenden Naim-Platz am Dienstag befreien konnten, hielten die Extremisten am Ende nur noch das Stadion im Stadtzentrum. Auf dem Naim-Platz hatte die Terrormiliz öffentliche Hinrichtungen durchgeführt und die Köpfe der enthaupteten Opfer anschließend aufgestellt. In den Stadionkatakomben wurden Gefangene gehalten, geschlagen und gefoltert. 2) Zeit Online: Rakka am Morgen danach; 19.10.2017 Reuters-Mitarbeiter konnten nun beobachten, wie die kurdische YPG-Miliz die eigene Flagge im „Folterstadion“ hisste. Die YPG stellt die stärkste Einheit innerhalb der SDF. In den kommenden Tagen werden die Soldaten die teilweise nur noch aus Ruinen bestehende Stadt nach letzten Widerstandsnestern und Sprengfallen durchsuchen. 3) T-Online: Kurden erobern Rakka. Der IS hat seine „Hauptstadt“ verloren; 17.10.2017
Die Terrormiliz hatte Rakka 2014 erobert und von dort aus Anschläge im Ausland geplant und im Anschluss an große Erfolge häufig euphorische Paraden abgehalten. Die Eroberung Rakkas ist ein weiteres Zeichen für den Zerfall des IS in der Region. Bereits in den vergangenen Monaten verlor die Miliz wichtige Teile des syrischen und irakischen Herrschaftsgebiets. Die Stadt Mossul im Irak, aus welcher die Islamisten bereits im Sommer vertrieben worden waren, bildete zusammen mit Rakka eine der zentralen Achsen im vom IS ausgerufenen Kalifat. 4) Spiegel Online: Kurdisch-arabische Miliz erobert Rakka vom IS; 17.10.2017 Den Dschihadisten bleibt als Rückzugsort neben den größeren Wüstengebieten nun nur noch das Siedlungsgebiet am Euphrat im Grenzgebiet von Syrien und dem Irak. 5)MDR: „IS“ verliert seine Hauptstadt Rakka; nicht mehr verfügbar
Was von Rakka nun übrig geblieben ist, sind verlassene Ruinen. Hundertausende Unbeteiligte mussten die Stadt schon früher verlassen, weil ihre Häuser durch die vielen Bombardements zerstört worden waren. Die humanitäre Situation der eingeschlossenen Menschen war in den vergangenen Monaten desaströs. Besonders in den letzten Tagen waren die Menschen dort einem Horrorszenario ausgesetzt. Während der Kämpfe missbrauchten Fanatiker unter anderem Zivilisten als Schutzschilde, um die Angreifer aufzuhalten. Wer fliehen wollte, wurde erschossen. 6)Merkur.de: 3250 Tote in Al-Rakka – ein Drittel Zivilisten; 17.10.2017
Seit Jahren herrscht in Syrien ein blutiger und aussichtsloser Krieg, Millionen Menschen fliehen vor der Gewalt des IS. In diesem Zusammenhang sollte nicht unbeachtet bleiben, dass die westlichen Mächte, allen voran die USA, wesentlich zu der momentanen Situation beigetragen haben. Im Jahr 2003, zwei Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York, rief der damalige US-Präsident Bush den „Krieg gegen den Terror“ aus. Mit dem Einmarsch der US-Armee in den Irak und der Auflösung der Regierung und des Militärs wurde der Grundbaustein für den heutigen Terrorismus gelegt. Durch die Auflösung des politischen Gebildes standen viele irakische Offiziere und Geheimdienstmitarbeiter plötzlich auf der Straße – stellungs- und perspektivlos. Zur gleichen Zeit füllten sich die amerikanischen Gefängnisse rasch mit kämpfenden Aufständischen, unbescholtenen Zivilisten und Rache suchenden Islamisten. Einige hatten dort die Möglichkeit, Kontakte zu Dschihadisten, unter anderem zum heutigen Anführer des Islamischen Staates Abu Bakr al-Baghdadi, zu knüpfen und schlossen sich ihnen nach dem Rückzug der amerikanischen Besatzungsmacht an. Die Destabilisierung des Iraks führte dazu, dass sich der Islamische Staat entfalten und die Wandlung von einer auf blutige Anschläge fixierten Terrororganisation zu einem „Kalifat“ vollziehen konnte. 7) BR: Wie aus Al Kaida der IS wurde; 18.11.2017
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare