Wie die Privatisierung des Süßwassers Afrika den Wasserhahn zudreht
In Äthiopien herrscht schon seit langer Zeit eine starke Dürreperiode. Entsprechend leiden mehr als 10 Millionen Menschen, darunter 5,65 Millionen Kinder. Afrika steht generell in der Trinkwasserversorgung nicht gut da. 1) Netzfrauen.org: Trotz Dürre-Katastrophe – Nestle pumpt 50.000 Liter pro Stunde Wasser aus Äthiopiens Boden und baut die Milchwirtschaft aus; 12.04.2017
In einem Jahr sterben rund 1,5 Millionen Menschen wegen Schmutzwasser. Gründe dafür gibt es viele: In Entwicklungsländern landet der Müll unbehandelt in Flüssen und Seen, ein Mangel an sanitärer Ausstattung erschwert die Sache erheblich und der Abfall aus der Landwirtschaft vermüllt den Kreislauf des Wassers. Eine funktionstüchtige Kanalisation, Kläranlagen und Wasserleitungen gibt es in den Entwicklungsländern kaum, und wenn diese solch eine Infrastruktur besitzen, geht sie wegen ihrer schlechten Beschaffenheit und dem stätigen Bevölkerungswachstum kaputt. 2) WebCite: Jeder sechste Mensch hat keinen Zugang zu sauberem Wasser; nicht mehr verfügbar
Laut dem Buch „Blaue Zukunft“ von Maude Barlow werden die folgenden drei Punkte dafür verantwortlich gemacht:
- die ungezügelte Übernutzung und verbreitete Verseuchung von Grundwasser durch Gifte, Säuren und Fäkalien
- die Privatisierung von Wasserdienstleistungen
- der Wasserhandel als gefährlicher Trend innerhalb der Kommerzialisierung von Wasser
Seitdem der weltweit größte Lebensmittelkonzern Nestlé dort seine Machenschaften mit dem Grundwasser ausübt, wird die Lage noch weiter verschärft. 50.000 Liter pro Stunde pumpt Nestlé aus dem Boden dieses ostafrikanischen Landes und baut auch noch die Milchwirtschaft aus, die aufgrund des hohen Bedarfes an Wasser, das für die Kühe und die Verpackungsindustrie Nestlés benutzt wird, noch mehr von diesem Gut verbraucht. Dieses Verhalten hat weitreichende Folgen für die Bevölkerung. Dem Unternehmen gelingt es immer wieder durch solche unmenschlichen Aktionen in die Schlagzeilen von umweltschützenden Organisationen zu kommen. Rund 7 Milliarden Euro verdient der Konzern jährlich mit dem Geschäft, Tendenz steigend. 100 Milliarden Euro Gesamtumsatz werden pro Jahr in die Firmenkasse Nestlés gespült. 3) Netzfrauen.org: Trotz Dürre-Katastrophe – Nestle pumpt 50.000 Liter pro Stunde Wasser aus Äthiopiens Boden und baut die Milchwirtschaft aus; 12.04.2017 4) codecheck.info: Die großen Skandale: Weshalb „Nestle“ immer wieder in der Kritik steht; 16.01.2017
In den Medien wird diese Tatsache gerne verschwiegen. Trotz der eindringlichen Warnung der Vereinten Nationen vor einem Massensterben in Ostafrika übt der Konzern wieder seine Macht aus. Weltweit hat Nestlé Wasserrechte gekauft und lässt viele Menschen in Entsetzen zurück. Das Wasser in Plastikflaschen wird der Bevölkerung im Land selbst, wo es auch abgefüllt wird, verwehrt bzw. nur in geringen Mengen abgegeben. Die Rechte für das Wasser wurden der Bevölkerung entzogen und Menschen können sich die verteuerten Wasserflaschen nicht mehr leisten und verdursten nahe den Fabriken, da diese auch durch hohe Zäune geschützt werden.
Diese Art der Menschenrechtsverletzungen ist sehr schwerwiegend, wird aber von der Politik angetrieben, weil die Konzerne durch Lobbyismus hohen Druck auf die Politik ausüben. Daraus resultiert, durch die Unterstützung dieses Vorhabens von Politikern und Komplizen, eine stetige Wasserprivatisierung in Entwicklungsländern. 5) oxfam: Konzerne machen Wasser zum Luxusgut; 24.06.2015
Durch die Aufkäufe von Lizenzen sichert sich das Unternehmen vor allem in armen Ländern Quellen und bohrt nach dem knappen Gut. „Kein Ort auf der Erde wird von den Folgen der sich bereits anbahnenden Wasserkrise verschont bleiben“, so Maude Barlow, Umweltaktivistin. Eine Wasserknappheit würde viele Konflikte weltweit um das blaue Gold auslösen und Millionen von Menschen in die Flucht aus ihrem Heimatland zwingen. Schon jetzt verschärfen sich die Spannungen zwischen einzelnen Ländern. Um das Jahr 2050 werden sich diese noch weiter verschlimmern, da sich bereits in 100 Staaten Wüsten ausbreiten. Bis zu 60 Ländern droht dann eine immer näher rückende Wasserkrise. Der Tschadsee, einer der sechstgrößten Binnengewässer der Welt, ist heute zu 90 Prozent ausgetrocknet. 30 Millionen Westafrikaner sind von diesem Gewässer abhängig und müssen unter den Folgen der Austrocknung leiden. Verschlimmert sich ihre Situation weiter, werden sich viele zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sehen.
Jedoch sind sich die Verfechter der Wasserprivatisierung einig, dass Wasser Marktware ist und bestreiten zunehmend die Kritik an ihrem Vorhaben. Ohne zu zögern wollen sie in 25 bis 30 Jahren einen weltweit integrierten Markt für das Luxusgut einführen. Die Wasserbarone und Spekulanten scheint die Zukunft von Afrika nicht zu interessieren. 6) oxfam: Konzerne machen Wasser zum Luxusgut; 24.06.2015
Die Vereinten Nationen beschlossen im Juni 2010 ein Gesetz auf „Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“. Doch diese sind, genauso wie viele Regierungen, die Weltbank und die großen Konzerne an dem Desaster beteiligt. Die Auflagen des IWF und der Weltbank sowie öffentlich-private Partnerschaften und Freihandels- und Investitionsabkommen sichern den Weg in die Katastrophe zusätzlich durch die Firmen Coca-Cola, Veolia, Pepsico, Suez.
Diese Unternehmen spielen in der marktstrategischen Wasserbewirtschaftung eine entscheidende Rolle. Sie stellen den Wert „marktorientierte Lösungen“ über den Wert der Menschenrechte und feuern somit die Kommerzialisierung der Wasserdienstleistungen an.
Maude Barlow gibt in ihrem Buch Vorschläge, wie wir die weltweite Wasserkrise noch meistern können. Damit weist sich ein Ausweg aus der Tragödie, wenn
- das Credo des Wachstums um jeden Preis überwunden,
- der Handel völlig neuen Leitlinien unterworfen wird,
- Unternehmen keine Klagerechte mehr haben,
- die öffentliche Wasserversorgung sichergestellt wird,
- die Großindustrie angemessene Wasserpreise zahlt,
- Landraub beendet,
- Finanzmärkte reguliert und Bürgerdemokratie gestärkt werden. 7) oxfam: Konzerne machen Wasser zum Luxusgut; 24.06.2015
Die Bewältigung dieser riesigen Herausforderung scheint aus der Sicht der Politik alleine nicht erreichbar zu sein. Doch unsere Mitverantwortung durch die Nachfrage nach den Produkten der Firmen macht uns zu Mittätern. Die Abhängigkeit von den Wasserflaschen Nestlés in den Industrieländern führt langsam zu einer Ausweitung der Wasserprivatisierung und zu immer mehr Hunger, Armut, Umweltkrisen, Bürgerkriegen um Rohstoffe und internationalen Konflikten zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern, die Millionen Menschen in die Flucht zwingt. Dementsprechend ist ein Vorgehen gegen diese Organisationen wichtig. Es ist wichtig, zuallererst den Verbrauch dieser Produkte zu einzudämmen, damit Afrika nicht weiter schonungslos ausgebeutet wird. Denn wenn die Nachfrage sinkt, kommt das Angebot in Bedrängnis.
Fußnoten und Quellen:
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