UNICEF fordert G20-Staaten zum Schutz von Kindern auf der Flucht auf
Kurz vor dem G20 Gipfel veröffentlichte UNICEF einen Bericht zu Fluchtursachen von Kindern in West- und Zentralafrika. Insgesamt seien 12 Millionen Menschen in der Region unterwegs – sieben Millionen davon minderjährig. Rund 75 Prozent der Kinder fliehen in andere Gebiete auf dem Kontinent, weniger als 20 Prozent wagen die gefährliche Reise nach Europa. Viele fliehen vor der Terrorgruppierung Boko Haram, die im Nordosten Nigerias ihr Unwesen treibt. Dabei verübt die sunnitische Extremistenmiliz auch in den angrenzenden Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad Anschläge. Nicht selten werden dabei Kinder als Selbstmordattentäter missbraucht. 1) Epo: UNICEF-Bericht zu Fluchtursachen von Kindern in West- und Zentralafrika; Artikel vom 05.07.17 2) Spiegel Online: Dutzende Tote bei drei Bombenanschlägen; Artikel vom 10.10.15 3) Unicef: Nicht nur Nigeria: Boko Haram missbraucht Kinder als Selbstmordattentäter; Artikel vom 27.07.16 4) Zeit Online: Boko Haram entführt 37 Frauen im Niger und tötet neun Menschen; nicht mehr verfügbar
Auch Wetterextreme wie Überschwemmungen und Dürren bewegen Kinder zur Flucht. Jene häufen sich durch den Klimawandel. Hier sind besonders die starken Regenfälle in Zentralafrika und die Trockenheit in der Sahelzone zu erwähnen. Fehlende Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten vergrößern die Perspektivlosigkeit. Diese Gründe werden vielerorts durch Bürgerkriege verstärkt. In der Demokratischen Republik Kongo sind in den letzten zwei Dekaden deshalb über vier Millionen Kinder zu Voll-oder mindestens Halbwaisen geworden. Sie erwartet ein schweres Leben, entweder als Kindersoldat oder Zwangsarbeiter. 40 Prozent der Kindersoldaten sind Mädchen. Laut Angaben der SOS-Kinderdörfer wird jedes dritte Kind für Kämpfe oder wirtschaftliche Ausbeutung benutzt. Außerdem seien sechs Millionen Kleinkinder mangelernährt, was zu den Haupttodesursachen zählt. Daneben sind Erkrankungen der Atemwege zusammen mit Durchfall und Malaria die häufigsten Gründe für den Tod jedes sechsten Kindes vor dem fünften Geburtstag. Mehr als 33 Prozent der Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Die Krisensituation und die damit entstehende Unsicherheit begünstigen Kinderehen, da viele Eltern der Ansicht sind, eine Ehe schütze sie vor Vergewaltigungen. Doch auch so werden viele sexuell missbraucht. Anfang Juni sind laut Angaben der UN innerhalb von fünf Tagen 62 Fälle von Kindesmisshandlungen bekannt geworden, bei knapp 31 Prozent handelte es sich um sexuellen Missbrauch. 5) Global Magazin: Die Folgen des Klimawandels in Afrika; 17.09.15 6) Epo: UNICEF-Bericht zu Fluchtursachen von Kindern in West- und Zentralafrika; Artikel vom 05.07.17 7) Presseportal: Krise im Kongo: Immer mehr Kindersoldaten, Kinderarbeiter und Kinderbräute – eine erschreckende Bilanz zum Unabhängigkeitstag der Demokratischen Republik Kongo am 30. Juni; nicht mehr verfügbar 8) Der Standard: Uno wirft Milizen im Kongo Gräueltaten an Kindern vor; Artikel vom 14.06.17 9) Deutsche Welle: Kinderehen: der Kampf gegen die Zwangsverheiratung; Artikel vom 02.05.17
Die Provinz Kasai in der südwestlichen Mitte des Staates leidet besonders stark. Seit Beginn der Kämpfe im August des vergangenen Jahres sind laut der Kinderhilfsorganisation World Vision schon über 500 Kinder von Milizen zwangsrekrutiert worden. Die Taktik der Milizen scheint darin zu bestehen, Schulen zu zerstören. In der Region sind schon 639 Schulen zerstört worden. 150.000 Schüler haben keinen Unterricht. 1,3 Millionen Menschen fliehen vor der Gewalt, darunter sind 75 Prozent Frauen und Kinder. Laut World Vision sind in der gesamten Demokratischen Republik Kongo über drei Millionen Menschen auf der Flucht. 10) Epo: Milizen rekrutieren Kindersoldaten und zerstören Schulen; 03.07.17
Aber auch auf der Flucht sind Kinder nicht sicher. Ausbeutung, Misshandlung und gewissenlose Schlepper bedrohen ihr Wohlergehen. Im Bericht fordert UNICEF die G20 Staaten auf, Kinder besser zu schützen. Zudem sollen die Länder sich für mehr Bildung und somit bessere Chancen in den Herkunftsländern einsetzen. In einem Statement zum Ausgang des Gipfels gibt sich die deutsche UNICEF-Vertretung hoffnungsvoll. Zuvor hatten die G20-Staaten die besonderen Schutzbedürfnisse von Flüchtlingskindern in ihrer Abschlusserklärung beschlossen und zudem Bildung in Krisenländern auf die Themenliste des nächsten Gipfels gesetzt. Gleichzeitig mahnen sie, dass nun Taten folgen müssten. UNICEF warnt vor einer verlorenen Generation, falls die nachhaltigen Entwicklungsziele nicht erreicht würden. Nur durch größere Investitionen könne bei der Bildung ein positives Ergebnis erzielt werden. 11) Epo: UNICEF-Bericht zu Fluchtursachen von Kindern in West- und Zentralafrika; Artikel vom 05.07.17 12) UNICEF: STATEMENT ZUM AUSGANG DES G20-GIPFELS; Artikel vom 08.07.17
Fußnoten und Quellen:
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