Katar-Krise verkompliziert Krieg in Syrien
Seit dem viertem Juni erschüttert die Katar-Krise die Golfregion. Saudi-Arabien, der Inselstaat Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten brechen ihre wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zum Emirat ab. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel befindet sich nun auf einer dreitägigen Reise durch die Krisenregion. Das Interesse an der Beilegung der Streitigkeiten ist groß, besonders im Hinblick auf den Krieg in Syrien. Katar fördert gemeinsam mit den USA und Saudi-Arabien die Assad-Gegner. Die Kooperation der verschiedenen Milizen droht zu zerfallen 1) Tagesschau: Gabriel vermittelt in Katar; Artikel nicht mehr verfügbar 2) SZ: Golfstaaten und Ägypten legen Liste mit Forderungen an Katar vor; Artikel vom 23.06.17 3) Epoch Times: Syriens Terrormilizen jetzt gespalten: Katar-Krise hilft Assad; Artikel vom 21.06.17 .
Um verstehen zu können, inwiefern die Katar-Krise mit den verschiedenen Milizen im syrischen Bürgerkrieg zusammenhängt, muss man die Hintergründe der Blockade gegen Katar verstehen. Nach dem Abschluss des 350 Milliarden US-Dollar Waffendeals kritisierte US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien die Unterstützung von Terrormilizen durch einzelne Staaten in der Region. Das sah das Königshaus als Anlass, um gegen Katar vorzugehen. Seit drei Jahren gibt es den Vorwurf, der Staat unterstütze den IS. Es erscheint paradox, dass ausgerechnet Saudi-Arabien sich nun als Vorreiter gegen Terrorismusförderung darstellt. Das Königreich steht selbst international in der Kritik, Terrororganisationen zu fördern. Das hat auch mit der saudischen Auslegung des Islams zu tun. Der von ihnen vertretene Wahhabismus ist eine sehr strenge Form, die beispielsweise Schiiten nicht als Muslime anerkennt. Daher rührt auch die Feindschaft zum schiitischen Iran, zu dem Katar diplomatische Beziehungen unterhält. Das gefällt Saudi-Arabien natürlich nicht. Auch Katars panarabischer Fernsehsender al-Dschasira ist aufgrund seiner kritischen Berichterstattung vielen Golfstaaten ein Dorn im Auge. So erstaunen auch die vor knapp zwei Wochen vorgelegten Forderungen nicht: damit das Embargo der restlichen Länder aufgehoben wird, soll Katar neben der Schließung des Fernsehsenders und der Beendung der diplomatischen Beziehungen zum Iran, alle Verbindungen zu terroristischen Milizen abbrechen. Es ist nicht zu erwarten, dass das Land den Forderungen nachkommt, zudem Katar bestreitet, den IS zu unterstützen. Dieses Ultimatum war an eine Zehntagesfrist geknüpft, die am Sonntag um 48 Stunden verlängert wurde. Das Emirat kritisiert die Weigerung von Saudi-Arabien, über die Forderungen zu verhandeln 4) Focus: Wer hat die Macht am Golf?; Artikel nicht mehr verfügbar 5) Focus: US-Präsident Trump befeuert eine gefährliche Erzfeindschaft; Artikel vom 22.05.17 6) SZ: Golfstaaten und Ägypten legen Liste mit Forderungen an Katar vor; Artikel vom 23.06.17 7) Tagesschau: Gabriel vermittelt in Katar; Artikel 8) Deutschlandfunk: Katar kritisiert Gesprächsverweigerung; nicht mehr verügbar .
In Syrien gelten Katar, Saudi-Arabien und die USA als Hauptunterstützer der Rebellen. Die Krise spaltet allerdings die Kräfte. Es wird befürchtet, dass von unterschiedlichen Ländern unterstützte Milizen gezwungen sein könnten, einen Stellvertreterkrieg gegeneinander auszufechten. Dadurch kann der syrischen Regierungsarmee die Rückeroberung einzelner Gebiete gelingen. Schon jetzt drohe eine Nord-Süd-Spaltung des Landes. Katar und Saudi-Arabien sind beides Verbündete der USA. Daran ändert die Krise auch nichts. Das Gegenteil ist eher der Fall. Mitte Juni gab es zwischen Katar und den USA einen milliardenschweren Waffendeal, der den Verkauf von Kampfjets an Katar beschloss 9) Epoch Times: Syriens Terrormilizen jetzt gespalten: Katar-Krise hilft Assad; Artikel vom 21.06.17 .
Durch die Katar-Krise scheint ein Ende des Krieges in Syrien noch weiter in die Ferne gerückt zu sein. Und noch ein zweiter Konfliktherd scheint im Nahen Osten deswegen wieder aktuell zu werden. Unter US-Präsident Obama hatte es eine Annäherung an den Iran gegeben. Der aktuelle Präsident scheint davon nicht sehr viel zu halten. Durch den großen Waffendeal mit Saudi-Arabien fühlen jene sich in ihrer Anti-Iranpolitik bestärkt. Der Iran unterstützt das abgeschnittene Land mit Lebensmittellieferungen. Katar wird den Forderungen der anderen Staaten höchstwahrscheinlich nicht nachkommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Krise auf das Verhältnis der Erzfeinde auswirken wird 10) Spiegel: Iran schickt Flugzeuge mit Lebensmitteln nach Katar; Artikel vom 11.06.17 11) Focus: US-Präsident Trump befeuert eine gefährliche Erzfeindschaft; Artikel vom 22.05.17
Fußnoten und Quellen:
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