Maduros Misswirtschaft zwingt immer mehr Menschen in Venezuela zur Flucht
Unter normalen Umständen herrscht an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela ein reger Austausch von Menschen, die in das eine oder das andere Land gehen wollen. In letzter Zeit scheint die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela nach Kolumbien zuzunehmen. Nicht nur Kolumbien, das Land westlich von Venezuela, sondern auch Brasilien, mit dem sich das Land seine südliche Grenze teilt, ist von der humanitären Krise im Land um den Staatspräsident Maduro betroffen. In dem nordbrasilianischen Bundesstaat Amazonas wurde der soziale Notstand ausgerufen. Dort hatten sich rund 350 Ureinwohner vom Volk der Warao auf öffentlichen Plätzen niedergelassen, um vor der venezolanischen Staatskrise zu fliehen. Die Geflüchteten suchen teilweise Schutz vor der heimischen Regierung, temporär Arbeit und brauchen medizinische Betreuung. Die Behörden Venezuelas bestreiten, dass ihr Land in einer Krise steckt. Seit Wochen protestieren viele Menschen gegen Nicolás Maduro. Venezuela leidet unter großer Armut, Korruption und einer maroden Wirtschaft. 1) Human Rights Watch: Venezuela: Humanitarian Crisis Spilling into Brazil; Artikel vom 18.03.17 2) Wirtschaftswoche: Nordbrasilien – Notstand wegen Flüchtlingen aus Venezuela; Artikel vom 09.05.2017
Die Staatskrise Venezuelas ist vor allem an der Inflation des Landes abzusehen. Doch die Ursachen für die Misere, vor der immer mehr Venezolaner flüchten, sind vielschichtig. Die Regierung um Maduro hat über Jahre sorgsam das Bild von einem ausländischen Handelskrieg gegen sein Land aufgebaut, den die USA anführen sollen. Das Ausland manipuliere den Ölpreis, auf den Maduro und Venezuelas Wirtschaft angewiesen sind, nach unten und stürze so sein Land in eine Krise, so das venezolanische Staatsoberhaupt. Mit belastbaren Zahlen kann er das nicht belegen. Besonders sein Bild der USA scheint angesichts der Zahlen verzerrt. Die USA sind der größte Abnehmer für venezolanisches Öl. Sie sind damit der wichtigste Handelspartner für das Land. Venezuela verfügt über große Erdölmengen. Die verstaatlichte Ölfirma PDVSA ist das wichtigste Unternehmen des Landes und erwirtschaftet 96 Prozent aller Exporte. Das dadurch gewonnene Geld kommt jedoch nicht beim Volk an. Die Ölfördertürme des Unternehmens sind zu einem großen Teil kaputt. Anders ausgedrückt: PDVSA ist heruntergewirtschaftet. 700 Millionen Dollar gibt Venezuela für Import von Benzin aus den USA aus. In der Heimat wird dieses Benzin dann billig verkauft, an die wenigen Reichen, die sich ein Auto leisten können. 3) SZ: Venezuela – ein Land vor dem Zusammenbruch; Artikel vom 02.05.17
Die marode Wirtschaftslage des Landes ist nur ein Teil des Problems. Die fragwürdige Zahlungsmoral Maduros wirft genauso Fragen auf. Während das Land kein Geld mehr hat, um Lebensmittel und Medikamente für seine Bevölkerung zu gewährleisten, bedient der Präsident weiter die Auslandsschulden seines Landes. Der Grund dafür, warum Maduro noch immer recht fest im Amt sitzt, führt zur Wall Street. Anfang April überwies Caracas fristgerecht 2,2 Milliarden US-Dollar an Gläubiger vom PDVSA-Aktien und Staatsanleihen. Diese Überweisungen sind es, die laut Nicmer Evans dafür sorgen, dass Maduro noch fest im Sattel sitzt. Die Gläubiger gehören teilweise dem Machtapparat Venezuelas an. Manche kommen aus Russland und China, weitere stammen auch zum Teil aus der regierungskritischen Oberschicht. Ohne diese Gläubiger, prognostiziert Evans, wäre das Land schon pleite und Maduro würde erheblich wackeln. Damit die Schulden bezahlt werden können, sieht Caracas nur einen Ausweg: Das Drucken von Geld. Diese Geldpolitik hat Venezuela Inflation gebracht. José Guerra veröffentlicht die Zahlen, die sich venezolanische Behörden weigern herauszugeben: Das Bruttoinlandsprodukt sei um 18 Prozent gefallen, das Land habe 740 Prozent Jahresinflation und 140 Milliarden Dollar Auslandsschulden. 4) SZ: Venezuela – ein Land vor dem Zusammenbruch; Artikel vom 02.05.17
Im Januar 2017 sind 41.095 Venezolaner nach Kolumbien geflohen. Im Januar des Vorjahres war es nur rund die Hälfte. Man erkennt sie leicht an ihrem Gepäck. Sie planen einen längeren Aufenthalt in Kolumbien. Viele berichten, dass ihnen die wirtschaftliche Lage keine andere Möglichkeit lasse. In der Internationalen Gemeinschaft rufen immer mehr Hilfsorganisationen zur Solidarität mit den Flüchtenden auf, die wegen Lebensmittelknappheit, medizinischer Unterversorgung und vor politischen Repressalien in die Nachbarländer flüchten. Die Menge an Flüchtlingen ist anscheinend ausreichend, um die sozialen Systeme der benachbarten Länder zu beeinflussen und Notstand in den Gebieten auszulösen. 5) Vice News: “People are moving around on top of this powder keg”; Artikel vom 11.05.17 6) Radio Vatikan: Kolumbien: Bischöfe fordern Solidarität mit Venezolanern; Artikel vom 09.05.17
Fußnoten und Quellen:
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