Korruption in Nigeria stärkt Boko Haram
Die Terrormiliz Boko Haram begeht grausame Kindesentführungen in der Tschadsee-Region. Betroffen sind vor allem der Norden Nigerias, aber auch die angrenzenden Länder Tschad, Niger und Kamerun. 1) Süddeutsche Zeitung: Boko Haram macht immer mehr Kinder zu Selbstmordattentätern; Artikel vom 12.04.17 Kinder werden von der Terrorgruppe gezielt verschleppt und für ihre Zwecke missbraucht. Sie werden dazu genötigt, als SexsklavInnen und KämpferInnen zu arbeiten oder Selbstmordattentate mit Sprengstoff zu begehen. Nach Angaben von UNICEF sollen allein in den Monaten Januar bis März dieses Jahres 27 Kinder gezwungen worden sein, sich in die Luft zu sprengen. 2) UNICEF: Boko Haram: Gezielte Gewalt gegen Kinder; Pressemitteilung vom 12.04.17
Wie kam es zu der Entwicklung dieser gewaltbereiten Gruppierung? Das Aufkommen der Terrormiliz Boko Haram kann in etwa auf das Jahr 2002 datiert werden. Einen der Gründe für ihre Entstehung sehen ExpertInnen in der politischen und sozialen Lage im Norden Nigerias. 3) Die Zeit: Das Wichtigste über Nigerias Terrorgruppe; Artikel vom 18.01.17 Obwohl das Land über ein hohes Ölvorkommen verfügt, kommen die Einnahmen aus diesem Rohstoff-Handel nicht der breiten Bevölkerung zu Gute. Von den Gewinnen profitieren vorrangig die vergleichsweise extrem reiche Oberschicht und Angehörige der Mittelschicht wie BeamtInnen, HändlerInnen und LokalpolitikerInnen. 4) Internationale Politik und Gesellschaft: Wirtschaftswunder in Nigeria?; Kolumne vom 22.04.14 Ein Hauptgrund hierfür ist Korruption. Die Milliarden, die aus dem Öl-Geschäft gewonnen werden, landen meist bei korrupten PolitikerInnen, BeamtInnen oder UnternehmerInnen. 5)Die Zeit: Boko Harams Terror ist nicht zu stoppen; Artikel vom 07.05.14 Laut Transparency International erhält Nigeria auf dem Corruption Perceptions Index 2016 einen Wert von 28. 6) Transparency International: Nigeria; Stand vom 18.04.17
So lebt, trotz der starken Öl-Wirtschaft, mehr als die Hälfte der Bevölkerung in extremer Armut – insbesondere im Norden des Landes. Diese Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit erleichterte Boko Haram die Rekrutierung neuer Anhänger. Neben der Forderung nach einer islamistischen Gesellschaftsordnung, proklamierte sie, vor allem zu Beginn, den Kampf gegen Armut, gegen Ungerechtigkeit und Korruption. 7) Internationale Politik und Gesellschaft: Boko Haram ist ein Symptom; Kolumne vom 26.05.14 8) Auswärtiges Amt: Wirtschaft; nicht mehr verfügbar 9) Die Zeit: Den Aufschwung verschenkt; Artikel vom 22.05.14
Zu dieser Ungerechtigkeit tragen auch die Industriestaaten ihre Mitverantwortung, insbesondere Großkonzerne, die vor korrupten Maßnahmen nicht zurückschrecken. Gerade aktuell sind wieder neue Vorwürfe an den Öl-Konzern Shell publik geworden. E-Mails beweisen, dass Shell-Führungskräfte wussten, dass Zahlungen des Konzerns in den Händen von Dan Etete endeten, dem ehemaligen Öl-Minister Nigerias, der wegen Geldwäscherei verurteilt wurde. 10) BBC: Shell admits dealing with money launderer; Artikel vom 11.04.17 Doch tragen die Ölfirmen nicht nur an Korruptionsprozessen Mitschuld, sie verantworten auch eine hohe Umweltverschmutzung im Nigerdelta, die das Leben der lokalen Bevölkerung beeinträchtigt. 11) Süddeutsche Zeitung: Shells Verantwortung; Artikel vom 09.11.15
Um labile Staaten in ihrem Kampf gegen terroristische Vereinigungen zu stärken, fordern ExpertInnen keine rein militärische Unterstützung, sondern vor allem auch die Befähigung der afrikanischen Staaten, selbst Lösungen für die gewaltreichen Konflikte auf dem Kontinent zu finden. Der Aufbau eines verlässlichen Bildungs- und Gesundheitssystems, der Ausbau von Infrastruktur und die Schaffung von Zukunftsperspektiven für junge Menschen sollten in den Fokus gerückt werden. Auch Wirtschaftsfördermaßnahmen sind erforderlich, denn, so bringt es Professor Dr. Robert Kappel sehr treffend auf den Punkt: „Einen „Sieg über den Terrorismus“ gibt es nur als Sieg über die Armut“ 12) Internationale Politik und Gesellschaft: Boko Haram ist ein Symptom; Kolumne vom 26.05.14 Er fordert ein Umdenken der europäischen Politik und Wirtschaft, welches das asymmetrische Geber-Nehmer-Prinzip hinter sich lässt und zwischenstaatliche Kooperation auf Augenhöhe zum Ziel hat. 13) Internationale Politik und Gesellschaft: Die Falle der Geopolitik; Kolumne vom 16.11.15
Fußnoten und Quellen:
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