Rosen-Exporte trocknen Kenia aus
Schnittblumen aller Art sind ein Luxusgut, das uns das ganze Jahr über zur Verfügung steht. In Deutschland werden allein für den Valentinstag mehr als 1,2 Tonnen Rosen importiert. 1) Valentinstag Blumen 2016: Schnittblumen – wo kommen diese her? – nicht mehr verfügbar Ein Großteil der Blumen stammt aus südamerikanischen und afrikanischen Ländern. Für die EU ist Kenia der bedeutendste Rosenlieferant – wegen niedrigen Löhnen und dem günstigen Klima. 2) BR Online: Darf ich Rosen aus Ostafrika kaufen? – Stand 02.03.2016 Der Rosenanbau erfolgt aber unter einem enormen Wasserverbrauch – eine Gefahr für Mensch und Umwelt.
Zwei Drittel der hierzulande importierten Rosen stammen aus Kenia. 2013 wurden etwa 6.600 Tonnen Blumen eingeführt, mit einem Wert von circa 31 Millionen Euro. Viele der ursprünglich aus Kenia stammenden Rosen werden auf Auktionen in die Niederlande verkauft und dann als Holland-Rosen deklariert. 3) The Guardian: Growing Valentine’s Day roses harming Kenya’s ecological site – Stand 02.03.2016
Das Gebiet um den Naivashasee, der einzige Süßwassersee der Region, ist das bedeutsamste Anbaugebiet Kenias. Am See werden 70 Prozent aller kenianischen Blumen angebaut. 4) Fairtrade Deutschland: Wasserverbrauch bei der Produktion von Fairtrade-Rosen – Stand 02.03.2016 Der Naivashasee beherbergt eine enorme Artenvielfalt, die alle von dem See abhängig sind. 5) n-tv: Blumen sorgen für ökologische Katastrophe – Stand 02.03.2016 Diese ist allerdings durch die extreme Kultivierung von Schnittblumen zunehmend gefährdet: Eine Rosenfarm verbraucht im Schnitt 20.000 Kubikmeter Wasser täglich. 6) Fairtrade Deutschland: Wasserverbrauch bei der Produktion von Fairtrade-Rosen – Stand 02.03.2016 Das entspricht in etwa dem virtuellen Wasserverbrauch, also dem Wasser, das für die Produktion aller konsumierten Güter anfällt, von 4.000 Deutschen. 7) Wikipedia: Virtuelles Wasser – Stand 02.03.2016
Der immense Wasserverbrauch birgt enorme Risiken: Der Wasserstand des Sees geht stetig zurück – in einem Land, in dem die Bevölkerung sowieso an Wasserknappheit leidet. Düngemittel und Chemikalien von den Farmen und Abwasser aus der angrenzenden Stadt fließen ungehindert in den See. Durch den exzessiven Einsatz von Pestiziden verstärkt sich die Algen- und Unkrautbildung in und um den See herum. Als Resultat verbot die Regierung schon häufiger den Fischfang, um die Gesundheit der Bevölkerung nicht zu gefährden. Das trifft die sowieso schon armen Menschen hart. Doch anstatt die ausländischen Rosenfarmbesitzer zum Handeln zu zwingen, werden sie von jeglicher Schuld freigesprochen – auch, weil viele Parlamentsabgeordnete Gesellschafter der Rosenzuchthäuser sind. 8) n-tv: Blumen sorgen für ökologische Katastrophe – Stand 02.03.2016 Zwar haben die Unternehmen und die Regierung geäußert, gegen den extensiven Wasserverbrauch vorzugehen und den Umweltschutz zu einer Priorität zu machen: Bislang ist aber nur ein einziger Umweltinspektor für die Region zuständig.
Besonders für die indigene Bevölkerung, das Nomadenvolk der Massai, birgt der Wassermangel enorme Gefahren. Ihre Rinder, für die der See die wichtigste Wasserquelle ist, verenden. Diese sind für die Massai auf der einen Seite existenzielle Lebensgrundlage und zudem von hoher kultureller Bedeutung. 9) Frankfurter Allgemeine Zeitung: Ostafrikas gefährliche Blüten – Stand 02.03.2016 Der Wassermangel führt außerdem zu Spannungen zwischen Indigenen und den Blumenfarmbesitzern, weil der Zugang zu den Wasserreserven für beide unabdingbar ist. 10) Financial Times: Why Flowers in UK vases are causing tensions in Kenya – Stand 02.03.2016
Die meisten der Blumenfarmbesitzer sind ausländische Unternehmer, beispielsweise aus Indien, England und den Niederlanden. Vielen ausländischen Unternehmen wird vorgeworfen, dass sie keine Steuern in Kenia zahlen – somit werden das Land und die Bevölkerung um einen Großteil des Profits, den die Blumenindustrie abwirft, betrogen. 11) The Guardian: Kenya’s flower industry shows budding improvement – Stand 02.03.2016
Befürworter der Blumenindustrie argumentieren, dass der Rosenanbau etwa 50.000 Arbeitsplätze schafft. 12) Frankfurter Allgemeine Zeitung: Die Reise der Rosen – Stand 02.03.2016 Aber die Arbeitsbedingungen auf den Farmen bieten Verbesserungspotenzial: Die Arbeiter werden ausgebeutet, viele verdienen nicht mehr als 47 Euro im Monat. Außerdem ist die gesundheitliche Gefährdung für die kenianischen Arbeiter gravierend. Oft sind sie den Pestiziden ohne Schutzkleidung ausgesetzt. 13) Inter Press Service News Agency: Kenya’s Flower Farms no Bed of Roses – Stand 02.03.2016 Der Preis für eine afrikanische Rose verdreifacht sich auf seinem Weg zum Endziel Deutschland. 14) BR Online: Darf ich Rosen aus Ostafrika kaufen? – Stand 02.03.2016 Die Blumenindustrie reagiert nun zunehmend auf die Vorwürfe und auf den schlechten Ruf, den die Export-Rose inzwischen innehat. Die Nachfrage nach Fairtrade-Rosen steigt stetig: Der Faire Handel gewährleistet existenzsichernde Löhne und einen umweltschonenden Anbau. 15) Fairtrade Deutschland: Wasserverbrauch bei der Produktion von Fairtrade-Rosen – Stand 02.03.2016
Eine Rose, die in Kenia gezüchtet wird, verbraucht weniger Energie und CO2 als eine Rose aus einem europäischen Gewächshaus. Um aber die Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung und den einzigartigen Lebensraum für Tier und Mensch zu sichern, sollten umweltschonende Technologien unterstützt werden. Die multinationalen Unternehmen sollten ihrer Verpflichtung nachkommen, einen gerechten Teil des Profits dem Land zukommen zu lassen. Damit ergäbe sich auch ein größerer, finanzieller Spielraum für Umweltschutz und somit die nachhaltige Erhaltung eines wichtigen Lebensraums, der für die Ernährungssicherheit und Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung existenziell ist. Ohne eine rasche Umstellung auf nachhaltige Methoden wird auch langfristig die Blumenindustrie vor Ort zu Grunde gehen und einen verwüsteten Lebensraum sowie eine verarmte Bevölkerung zurücklassen.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare