Konflikt-Baumwolle: Finanzieren wir mit unseren Textilien den IS?
Der Islamische Staat sorgt mit seiner Grausamkeit immer wieder für Schlagzeilen. Die Terrororganisation zeigt sich besonders in seiner skrupellosen Aggression gegenüber Zivilisten und dem Versuch ein Staatswesen aufzubauen als immense Bedrohung. Die Organisation gilt als reichste Terrorgruppe der Welt. 1) Frankfurter Allgemeine Zeitung: Allgemeine Infos über IS: Islamischer Staat – Stand 29.02.2016 Immer wieder stellt sich die Frage, wie die enormen Ausgaben für Waffen und die Strukturierung der besetzten Gebiete finanziert wird. Neben dem Profit aus Erdölexporten, den Steuereinahmen aus den besetzten Gebieten sowie Menschen- und Drogenhandel entwickelte sich der Export von Baumwolle zu einer Finanzierungsmöglichkeit.
Baumwolle ist historisch eines der Hauptexportgüter Syriens. Beispielsweise die Türkei bezieht einen Großteil der Baumwolle, die für die Textilherstellung notwendig ist, aus Syrien. Inzwischen kontrolliert der IS 75 Prozent der Baumwollproduktion in Syrien. 2) Le Point International: Du coton „made in Daesh“ dans nos vetements? – Stand 29.02.2016 So finanziert die Terrororganisation ihr ‚Staatswesen‘ unter anderem mit dem Export für alltägliche Konsumgüter hierzulande. Die Lieferungen werden wahrscheinlich über die Türkei abgewickelt. Obwohl diese auf Rohbaumwolllieferungen aus den syrischen Konfliktgebieten verzichten will, ist es durch die Komplexität der Lieferketten sehr wahrscheinlich, dass die Konfliktbaumwolle auf dem internationalen Markt landet. Die Türkei ist für europäische Modeunternehmen ein wichtiger Umschlagsplatz für Textilien. 3) Tribune de Genève: Ce Coton qui finance l’Etat islamique – Stand 29.02.2016
Durch den Export von Baumwolle, der durch die bereits bestehenden Handelsbeziehungen und Abnehmer begünstigt wird, ergeben sich hohe Profite für die Terrororganisation. Vor der Bedrohung durch den IS müssen tausende Menschen in Syrien und im Irak fliehen. Es ist naheliegend, dass Modekonzerne nicht zur Finanzierung der Terrororganisation beitragen wollen.
Im Dezember 2015 verhängte der schwedische Modekonzern H&M einen Importstopp für Baumwolle aus Syrien. 4) Fashion United: „Conflict Cotton“ aus Syrien beunruhigt Modehäuser und Baumwollproduzenten – Stand 29.02.2016 Daneben äußerten sich andere Unternehmen wie Puma und Gucci relativ unbesorgt, da der Anteil der Baumwolle aus Syrien einen geringen Anteil auf dem internationalen Baumwollmarkt ausmache. 5) Gulf News Syria: Daesh controls three-quarters of cotton production in Syria – Stand 29.02.2016
Mindestens die Hälfte aller Syrer befinden sich inzwischen auf der Flucht 6) Human Rights Council: The refugee crisis caused by the militant actions of the Islamic State – Stand 29.02.2016 : Fast fünf Millionen Syrer sind mittlerweile ins Ausland geflohen, innerhalb Syriens gibt es mindestens sieben Millionen Binnenflüchtlinge. Die Lage in den Flüchtlingslagern der Nachbarländer wird immer prekärer, Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten fehlen, medizinische Versorgung kann nicht gewährleistet werden und die humanitären Bedingungen sind miserabel. 7) tagesschau: Warum gerade jetzt so viele Menschen fliehen – nicht mehr verfügbar
Das Erstarken des Islamischen Staates hat laut dem Human Rights Council die schon vorher existierende Flüchtlingskrise im Nahen Osten maßgeblich verschärft. Die Situation in Syrien und im Irak verschlechterte sich durch die terroristischen Aktivitäten noch um ein Vielfaches. Damit wurden Millionen Menschen, vorwiegend aus Syrien und dem Irak, zu Flüchtlingen. Sowohl die Aktivitäten des Islamischen Staates als auch die Luftangriffe verschiedener Koalitionen gegen die terroristische Organisation haben die Lebensgrundlage tausender Menschen zerstört. Bis 2016 hat die EU etwa 800.000 Flüchtlinge aufgenommen, die vor dem IS flohen. 8) Human Rights Council: The refugee crisis caused by the militant actions of the Islamic State – Stand 29.02.2016
In einer Umfrage unter syrischen Flüchtlingen in Deutschland gaben 70 Prozent an, dass sie durch eine unmittelbare Lebensgefahr zur Flucht gezwungen wurden. 42 Prozent nannten die Bedrohung durch den Islamischen Staat als Hauptfluchtursache. 9) Zeit Online: Mehrheit der Syrer flieht vor Assad – Stand 29.02.2016
Fußnoten und Quellen:
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